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Aus der Funkschau 1978 Heft Nr. 01

vom Chefredakteur Karl Tetzner

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Europa-Norm für das VHS-Gerät

1965 fing es an mit dem ersten SONY open reel Recorder in schwarz weiß
1977 startet das VHS System

Über die Vorstellung der VHS-Videokassettenrecorder (VHS = video home system) auf der Funkausstellung in Berlin 1977 berichteten wir in Heft 23/1977, S. 1066.

Dort wurde die Einführung in Europa eingeläutet. Jedoch fehlte noch die Festlegung einiger Parameter, damit alle jene Firmen, die den VHS-Standard anerkennen, technisch die gleiche Sprache sprechen.

Diese Einigung, die nur einige wenige Punkte zu betreffen brauchte, ist im Oktober 1977 in Japan erfolgt; federführend war offenbar JVC als der ursprüngliche Entwickler von VHS.

Die beteiligten Firmen sind, dem Alphabet nach

  1. Akai,
  2. Hitachi,
  3. Matsushita,
  4. Mitsubishi,
  5. Sharp und
  6. Victor Company of Japan (JVC).

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  • Anmerkung : Hintergrund war, die Japaner hatten sich ab 1972 mit den analogen Quadro-Sytemen weit aus dem Fenster gelehnt und brauchten dringend verkaufsfähige Produkte. Auch JVC rutschte gefährlich nahe in die roten Zahlen. Durch die Unfähigkeit der drei Japaner, sich auf ein System zu einigen, wurde Quadro ab 1975/76 ein weltweiter Flop mit nicht nur großen finanziellen Verlusten sondern auch weiteren Kollateralschäden beim kaufwilligen Konsumenten.

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Die Videobandbreite ist 3MHz

Die neue europäische Norm des VHS-Gerätes - es wird eine für Pal und Secam umschaltbare Ausführung sein - bietet unter anderem Standbild, Zeitlupenwiedergabe und beschleunigten Vorlauf. Die Videobandbreite ist auf 3MHz ausgeweitet worden, das der Bildschärfe zugute kommt. Die Spieldauer soll einheitlich drei Stunden betragen, vier Stunden sind von der Technik her möglich. Die volle Austauschbarkeit der Bänder ist sichergestellt.

Die neuen Daten

Die nunmehr für die genannten Hersteller verbindlichen Daten sind die folgenden:
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Abtastsystem: zwei rotierende Köpfe
Kopftrommel-Durchmesser 62mm
Videospur-Breite 1) 0,049mm
Videospur-Winkel 5° 57' 50,3"
Azimut-Winkel des Videokopfes (gegen Spur) 1) ± 6°
Breite der Kontrollspur 0,75mm
Breite der Tonspur 1,0mm
Breite des Magnetbandes 12,65mm (=1/2 Zoll)
Dicke des Bandes 0,02mm
Bandgeschwindigkeit1) 23,39mm/s
Koerzitivkraft des Bandes ca. 600 Oe
l) neue Werte  

Vorführung in Osaka

Dr. Hiroshi Sugaya von der Matsushita Electric Industrial Co und Yuma Shiraishi vom Entwicklungslaboratorium der JVC führten der FUNKSCHAU Anfang November in Osaka den gegenwärtigen Stand der VHS-Entwicklung vor und betonten, daß diese Geräte im Frühsommer 1978 nach Europa geliefert werden.

Zunächst wurde die VHS-Maschine mit der NTSC-Norm, also für Japan und USA, vorgestellt. Beeindruckend war der schnelle Vorlauf (doppelte Geschwindigkeit), wobei sich der Ton in seiner Höhe dank einer eingebauten CCD-Speicheranordnung nicht veränderte.

Die Qualität

Das Standbild war gut; ein wenig ,,Zittrigkeit" am untereren Bildrand störte kaum. Bei Slow Motion läßt sich das Verhältnis 10:1 nicht variieren; die Wiedergabe ist etwas ruckartig - veständlich bei einer Bildwechselfrequenz von 6 Bildern/sec. Interessant war eine Vorführung der Time-Base-Korrektur, tatsächlich ,,steht" das Bild ganz hervorragend unter allen Bedingungen. Hierzu soll auch der Direktantrieb der Kopftrommel beitragen.

Eine umschaltbare Pal/Secam-Anlage mit drei Stunden Laufzeit wurde mit einem in Frankfurt/Main aufgenommenen ARD-Musikprogramm (,,Music on Top") demonstriert. In allen Fällen war die Bildqualität ausgezeichnet. Hier erfuhren wir, daß Matsushita für amerikanische Truppen in Europa
einen Farbfersehempfänger liefert, der sich automatisch von NTSC (US-Standard für die Truppenfernsehsender in Europa) auf Pal umschaltet.

Keine Einigung über das einheitliche Video-System

Übrigens hat das von JVC entwickelte 2/4-Stunden-VHS-Gerät eine Automatik, die beim Auflegen einer Kassette sofort erkennt, ob es sich um eine Vier- oder um eine Zweistunden- Aufnahme handelt; sie stellt das Gerät entsprechend ein.

Die Ingenieure in Osaka scheuten sich nicht, alle Vorführungen, soweit möglich, parallel auch auf einer 2-Stunden-Betamax-Anlage von Sony zu zeigen. Auf unsere Frage nach einer einheitlichen japanischen Videokassetten-Norm wurde erklärt, daß es nicht gelungen sei, mit Sony zu einer Einigung zu kommen. Es wird also aus Japan zwei Normen geben, und der Markt muß entscheiden.

Die neue Zweiröhren-Farbkamera (vgl. auch Heft 23/77, S. 1068. Bild 8) bewies ihre hohe Lichtempfindlichkeit. Mit 100lx Objektbeleuchtung ist noch ein einigermaßen rauschfreies Bild möglich; das Fahnenziehen ist gering. Preis in Japan ab Jahrsende 1977: 400.000 ¥ (rd. 3.800DM).

K.T.

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