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typische historische Kamera

Zum Auffrischen und Erinnern . . . .

. . . sind diese Seiten hier gedacht, denn viele wissen nicht mehr oder noch nicht, wie es damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert mit dem Fernsehen, den Kameras, den Videorecordern, den Tonband- und den Magnetband- geräten aus alter Zeit. Viele Bilder können Sie durch Anklicken vergrößern.

aus der Funk-Technik Nr. 23 / Dez. 1972
Entwicklungsstand des TED Bildplatten-Systems 1972

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Der Stand der Dinge (Ende 1972) von W. Roth

Mitte 1970 hatte das von Telefunken/ Teldec/Decca entwickelte audiovisuelle System Bildplatte in Berlin Weltpremiere. Die damals demonstrierte Bildplatte, noch in Schwarz-Weiß, fand wegen der Einfachheit der Abtastung und der niedrigen Vervielfältigungskosten weltweites Interesse. Ein Jahr später sah man auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin zum ersten Male in der Öffentlichkeit das System Bildplatte mit Farbwiedergabe.

Am 31. Oktober 1972 konnte man nun auf dem von AEG-Telefunken veranstalteten Technischen Presse-Colloquium (TPC) 1972 in Frankfurt am Main den neuesten Entwicklungsstand kennenlernen. "Wesentlichster" Fortschritt des jetzt TED (Television Disc) genannten Systems ist die Erhöhung der Rillendichte, die eine Verdoppelung der Abspielzeit auf bis zu zehn Minuten für die 21-cm-Bildplattenseite zuläßt.
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  • Anmerkung: Es wird hier gepflegt verschwiegen, daß sich ab Anfang 1972 die kritischen Stimmen zur geplanten bzw. überhaupt nur technisch möglichen Abspielzeit von 5 bzw. 10 Minuten pro Platte / Folie seit Monaten täglich mehrten und einfach nicht mehr verstummen wollten. Als das System auf Farbe aufgebohrt wurde, war die Obergrenze der Informationsdichte des Datenträgers erreicht. Als dann auch noch Stereo "rein" sollte, wurde gegen die Physik gekämpft. Erst kurz vor dem Jahr 2020 hatte ich den Entwickler im Hintergrund kennengelernt. Warum bei Telefunken immer nur ganz bestimmte "Köpfe" in den Pressfotos gezeigt und benannt wurden, ist schleierhaft. Auch bei dem PAL-Gesicht von Walter Bruch wurden so gut wie nie die eigentlichen Macher im Hintergrund präsentiert.

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1. Informationsspeicher

Die Bildplatte benutzt als Informationsträger nach wie vor die flexible, unzerbrechliche PVC-Platte. Die Plattenform ermöglicht den schnellen Zugriff zur gespeicherten Information, und die hier benutzte Platte ist nicht nur vom Material her billig, sondern läßt sich in Prägetechnik schnell und in großen Stückzahlen vervielfältigen.
*) Roth, W.: Das neue Video-System Bildplatte. FUNK-TECHNIK Bd. 25 (1970) Nr. 14, S. 511-516

1.1. Speicherdichte

Auf der Oberfläche der TED-Bildplatte sind die Informationen, wie bereits früher ausführlich berichtet, als frequenzmodulierte Signale in Form mechanischer Deformationen gespeichert. Man hat dieses Verfahren damals unter anderem wegen des großen Auflösungsvermögens und der dadurch erreichbaren hohen Speicherdichte gewählt. In der Zwischenzeit angestellte Untersuchungen haben die heute erkennbaren Grenzen der Speicherdichte und mögliche Weiterentwicklungen aufgezeigt. Horst Redlich, Technischer Direktor der Teldec, berichtete darüber.

Es sei angenommen, daß für den Abtastvorgang ein Wandlerprinzip benutzt werde, dessen Eigenrauschen vernachlässigbar klein ist. Dann hängt die mögliche Speicherdichte eines Systems von der Auflösung ab, die durch die Oberflächengüte des Speichermediums gegeben ist. Bei der Bildplatte kommen dabei folgende Prozesse in Betracht:

1.1.1. Originalaufzeichnung

Als Aufzeichnungsträger für die Originalaufzeichnung (Master Record) dient entweder ein spezieller Lackträger oder eine Kunststoff-Schicht; ebenso sind strahlungsempfindliche Schichten, beispielsweise Photoresistlacke, hierfür geeignet. Ferner sind Verfahren bekannt, bei denen eine aufgedampfte Metallschicht für die Aufzeichnung verwendet wird. Nach dem heutigen Stand der Technik kann man von diesem Teil des Herstellungsprozesses sagen, daß er auf die Qualität der gepreßten Bildplatte ohne Einfluß ist. Er kann also unberücksichtigt bleiben.

1.1.2. Galvanischer Prozeß

Die Preßwerkzeuge werden durch einen galvanischen Prozeß nach dem Master Record hergestellt. Die heutigen Abscheidungsmethoden in den galvanischen Bädern ergeben eine so gute Oberflächenqualität, daß man zumindest für die Oberflächenrauhigkeit der Preßmatrize das gleiche annehmen kann wie für den Master. Impulsartige Störungen (zum Beispiel drop outs) als Folge kleinster Verunreinigungen während des galvanischen Prozesses sind kaum zu erwarten, weil man besonders wirksame Reinigungsverfahren entwickelt hat.

1.1.3. Vervielfältigung

Bei den vorstehend genannten Prozessen kann ein relativ hoher technischer Aufwand getrieben werden, weil es sich gewissermaßen um Einzelanfertigungen handelt. Bei der Vervielfältigung der Bildplatte hingegen, einem Massenfertigungsprozeß, müssen Gesichtspunkte der rationellen Fertigung im Vordergrund stehen. Hierfür bietet die TED-Bildplatte besonders günstige Voraussetzungen, denn die Oberfläche der PVC-Folie wird lediglich verformt - ein Vorgang, der nur Sekunden dauert. Weiterhin bedarf die Bildplatte keiner zusätzlichen Oberflächenbehandlung wie beispielsweise des Aufdampfens von Metall oder weiterer Kunststoffschichten, die ihrerseits zusätzliche Oberflächenstörungen verursachen können.

1.2. Grenzen des Auflösungsvermögens

Bild 1. Elektronenrastermikroskop-Aufnahme der Muttermatrize des Bildplatten-Systems TED in 22.OOOfacher Vergrößerung
Bild 2. Elektronenrastermikroskop-Aufnahme der vervielfachten Bildplatte in 22.OOOfacher Vergrößerung
Bild 3. Spielzeiten der Bildplatte als Funktion der Rillendichte bei üblichen Plattendurchmessern

Die Oberflächengüte der gepreßten Kunststoffplatte oder -folie bestimmt heute die Grenze des Auflösungsvermögens der Speichersysteme. Während noch vor einem Jahr ein Signal der frequenzmodulierten Aufzeichnung auf der Bildplatte eine Speicherfläche von 10um2 erforderte, genügen heute für die gleiche Wiedergabequalität bereits 5um2.

Das entspricht einer Verdoppelung der Speicherdichte, aber man ist schon heute sicher, daß sich in Zukunft noch weitere Fortschritte in dieser Richtung erreichen lassen. Eine weitere Erhöhung der Speicherdichte läßt sich dann beispielsweise für die Verlängerung der Abspieldauer oder zur Erhöhung der oberen Frequenzgrenze des aufgezeichneten Signals ausnutzen.

Die Unterschiede zwischen den Oberflächengüten einer Muttermatrize und einer gepreßten Bildplatte lassen zwei Elektronenstrahlmikroskop- Aufnahmen deutlich erkennen. Die Oberfläche der Muttermatrize (Bild 1) ist ganz erheblich glatter als die Oberfläche der gepreßten Bildplatte (Bild 2). Hier liegt der Ansatzpunkt für weitere Entwicklungen.

Die Grenzen der Speicherfähigkeit für das Bildplatten-System hängen aber nicht allein von der Oberflächengüte des speichernden Mediums ab, sondern auch von den Eigenschaften des Abtastsystems, über das noch zu berichten sein wird. Der Zusammenhang zwischen Rillendichte und Spielzeit für die üblichen Plattendurchmesser läßt sich Bild 3 entnehmen.

1.3. Tonaufzeichnung

Die Verbesserung der Oberflächengüte hat man auch für die Verbesserung der Tonqualität ausgenutzt. Ursprünglich war die Toninformation impulslagemoduliert in der Zeilen-Austastlücke des Videosignals untergebracht. Das hatte den Nachteil, daß wegen der durch die Fernsehnorm festgelegten Zeilenfrequenz (rund 15 kHz) die obere NF-Frequenzgrenze bei 7,5 kHz lag. Außerdem war der Aufwand für die Demodulation im Abspielgerät relativ groß. Jetzt ist es möglich, auf einen frequenzmodulierten Tonträger bei etwa 1 MHz überzugehen, der dem frequenzmodulierten Bildträger überlagert ist. Um Störungen infolge Übersprechens in den Bildkanal auszuschließen, wird die Amplitude des Tonträgersignals um 30 dB gegenüber dem Bildträger abgesenkt. In absoluten Zahlen bedeutet das, daß die relief artigen Verformungen für den Ton nur noch 10nm betragen; das entspricht etwa zehn Atomlagen.

Als Vergleich sei erwähnt, daß die auf einer Stereo-Schallplatte aufgezeichneten Amplituden im Bereich von einigen zehn Mikrometern liegen, also rund tausendmal größer sind. Das jetzt benutzte Verfahren der Tonaufzeichnung erleichtert es, auf der Bildplatte noch eine zweite Tonträgerfrequenz (etwa 800 kHz) aufzubringen. Sie kann für Stereo-Ton oder zweisprachige Aufnahmen benutzt werden. Für die Wiedergabe der einen oder der anderen Sprache genügt es dann, am Bildplattenspieler einen Umschalter zu betätigen, der den Tondemodulator auf eine der beiden Trägerfrequenzen abstimmt. Für die Übersprechdämpfung zwischen den beiden Tonkanälen konnten exakte Zahlenwerte noch nicht genannt werden. Es wurde jedoch versichert, daß der Pegel des in den Nachbarkanal übergesprochenen Signals unter dem Rauschpegel dieses Kanals liege. Damit dürften der Aufzeichnung zweier verschiedener Toninformationen keine grundsätzlichen Schwierigkeiten entgegenstehen.

2. Abtastsystem

Die wichtigsten der heute (Anmerkung: Dez. 1972) bekannten Bildspeicherverfahren mit hoher Speicherdichte haben bei aller Unterschiedlichkeit eines gemeinsam: Die gespeicherte Information liegt in der Oberflächen Verformung des Trägers. Unterschiedlich sind nur die Methoden des Auslesens der Information aus dem Speicher. Es können elektrische, magnetische, mechanische, optische oder in Sonderfällen auch rein elektronische sein. Welche Methode man wählt, hängt von der Zielrichtung und damit vom Anwendungsfall ab.

2.1. Grenzen der Abtastverfahren

Für die prinzipielle Leistungsfähigkeit der einzelnen Verfahren nannte Dr.-Ing. G. Dickopp, Direktor und Leiter der Grundlagenentwicklung für Phono- und Magnetbandgeräte, ein einfaches Kriterium: die Feinheit des Abtastorgans. Dieses Kriterium allein kann aber für die Wahl der jeweiligen Methode nicht entscheidend sein; seine praktische Nutzbarkeit muß hinzukommen.

Hinsichtlich der Feinheit des Abtastorgans wäre ein Verfahren, das einen fokussierten Elektronenstrahl zur Abtastung benutzt, sicherlich das leistungsfähigste. Es ist aber wegen des erforderlichen Vakuums zugleich auch das aufwendigste und wird deshalb wohl immer Spezialanwendungen vorbehalten bleiben.

Alle übrigen Methoden sind mit einem geringeren Aufwand verbunden, der allerdings bei einem Vergleich der Verfahren noch sehr unterschiedlich sein kann. Allen Verfahren ist auch gemeinsam, daß die Abtastauflösung bei weitem nicht die des Elektronenstrahlverfahrens erreicht. Ihnen ist schon wesentlich früher eine prinzipielle Grenze gesetzt.
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Bild 4. Prinzip der Abtastung mit kufenförmigem Druckabtaster

Bei optischen Verfahren ist diese Grenze durch die Wellenlänge des Lichts gegeben. Selbst bei Verwendung hochwertiger Objektive und eines Lasers als Lichtquelle läßt sich kaum ein Durchmesser des Abtastlichtpunkts von unter 1um erreichen. Bei entsprechender Ausbildung des Abtastorgans kann man den abgetasteten Bereich mit elektrischen, magnetischen oder mechanischen Methoden zwar möglicherweise noch etwas verkleinern, aber es handelt sich hierbei in keinem Fall mehr um eine Größenordnung. Es ist auch kaum sinnvoll, das Abtastorgan noch weiter zu verfeinern, weil die heute erkennbaren Grenzen, zumindest für einen in Massenproduktion hergestellten Träger, durch die Oberflächenqualität des Speichers selbst gesetzt sind.

Würde man zum Auslesen der Bildplatte
- und das gilt sinngemäß auch für alle übrigen Plattensysteme - einen Elektronenstrahl verwenden, dann erhielte man in erster Näherung die gleiche Wiedergabequalität. Die Verbesserung der Oberflächenqualität ist also, wie bereits gesagt, ein wesentlicher Ansatzpunkt für weitere Verbesserungen. Ein vervielfältigter Träger mit der Oberflächenqualität des Originalschnitts (s. Bild 1) würde einen merklichen Gewinn an Störspannungsabstand bringen.
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  • Anmerkung: Was für ein Irrtum bei den Telefunken Ingenieuren. Philips dokterte bzw. forschte bereits erfolgreich an der Laserplatte mit 1 Std. Spielzeit in Farbe und beinahe Studioqualität.

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2.2. Möglichkeiten und Grenzen der Druckabtastung

Eine prinzipielle Grenze für die Druckabtastung wurde schon genannt: die endliche Größe der jeweils abgetasteten Oberflächenzone des Speichers. Beim kufenförmig ausgebildetem Druckabtaster (Bild 4) erstreckt sich diese Zone in Rillenlängsrichtung über den Bereich, in dem die Trägeroberfläche entlastet wird, also über den Bereich der rückwärtigen Kante. Die Ausdehnung dieser Zone in Längsrichtung der Rille liegt heute bei 0,5... 1,0um. Für einen solchen Abtaster sind also Wellenlängen von 1 bis 2um noch eindeutig erkennbar.

2.2.1. Übertragungsbandbreite

Eine zweite Grenze ist die Übertragungsbandbreite des Systems. Bei der Druckabtastung, für die ja charakteristisch ist, daß sie ohne Bewegung des abtastenden Organs arbeitet, konnte die obere Frequenzgrenze der mechanischen Signalabtastung um zwei Zehnerpotenzen erhöht werden. Die der Druckabtastung gesetzte obere Frequenzgrenze ist im wesentlichen durch die Abmessungen und die Ultraschalleigenschaften des verwendeten Wandlerkörpers gegeben. Die linearen Abmessungen des heute in Massenfertigung herstellbaren Keramikkörpers liegen bei 0,1... 0,2 mm.

Damit läßt sich eine Übertragungsbandbreite des gesamten Druckabtasters von mehr als 7 MHz erreichen. Diese für den Bereich der Videotechnik völlig ausreichende Grenze hat aber keinen prinzipiellen Charakter. Sie ließe sich durch Verwendung noch kleinerer Keramikkörper oder auch von Halbleiterdruckwandlern noch beträchtlich nach oben verschieben.

Von grundsätzlicher Natur ist dagegen die untere Grenze des Übertragungsbereichs. Voraussetzung für die Druckabtastung ist, daß der Abtaster in erster Näherung keine Bewegung ausführt. Bei höheren Frequenzen ist diese Bedingung zwangsläufig erfüllt durch die Massenträgheit von Abtastspitze und Wandlerkeramik. Die Druckabtastung „lebt" aber geradezu von dieser Massenträgheit, die der in der Schallplattentechnik üblichen Bewegungsabtastung die Anwendbarkeit im Bereich hoher Frequenzen verschließt. Umgekehrt ist eine einwandfreie Druckabtastung im Arbeitsbereich der Bewegungsabtaster ebensowenig möglich; ihre untere Übertragungsfrequenzgrenze liegt deshalb in der Größenordnung von 100 kHz. Diese Grenze bedeutet aber bei Anwendung geeigneter Signalaufbereitungsverfahren keinerlei Einschränkung in der Anwendbarkeit des Systems.

2.2.2. Rauschen

Bild 5. Druckabtastsystem mit Rauschquellen (UN Nutzspannung, Us Störspannung Wandlerkeramik, Us Störspannung Abschlußwiderstand R, (JS| Störspannung Impedanzwandler, /s Störstrom Impedanzwandler)

Eine weitere, sehr wichtige Grenze für jedes Abtastsystem ist sein Eigenrauschen. Unter Abtastsystem sei hier das Abtastorgan einschließlich seiner notwendigen Beschaltung verstanden. Beim Druckabtaster sind als Rauschquellen (Bild 5) hauptsächlich die Wandlerkeramik, der ohmsche Anteil ihres Abschlußwiderstands sowie der hier als Vierpol dargestellte anschließende Impedanzwandler von Bedeutung. Bei der optischen Abtastung wären vergleichbare Rauschquellen die Beleuchtungsquelle und der Photodetektor.

Wäre das Eigenrauschen des Abtastsystems die alleinige Störung im Eingangssignal, dann könnte man bei der hier gewählten Signalaufbereitung einen Störspannungsabstand im wiedergegebenen Videosignal von mehr als 60 dB erreichen. Das bedeutet, daß das Abtastsystem bei der heute abgetasteten Signalleistung eine Reserve in bezug auf den Störspannungsabstand von etwa 20 dB hat. So wenig Bedeutung eine solche Reserve auch hat, weil sie sich zur Zeit nicht ausschöpfen läßt, so wichtig ist sie zum Abschätzen zukünftiger Entwicklungsmöglichkeiten eines Systems.

Man erkennt daraus zum Beispiel, daß bei einer idealen Trägeroberfläche theoretisch noch die Signalenergie aus einer 0,5um breiten Spur für eine gute Bildwiedergabe ausreichen würde. Selbstverständlich würde man selbst bei einer idealen Speicheroberfläche mit Rücksicht auf die Einfachheit des Abtastsystems diese Grenze nicht ausnutzen. Man würde nämlich mit einer so extremen Rillendichte möglicherweise einen der Hauptvorteile des TED-Bildplattensystems preisgeben: die einfache Spurhaltung in Form der mechanischen Rillenführung durch das Abspielgerät.

Bild 6. Plattenhülle für Bildplatte

Die gegenwärtigen Untersuchungen mit verschiedenen Rillendichten dienen dem Ziel, die noch praktische Grenzdichte zu finden. Ein Beispiel aus dieser Untersuchungsreihe ist die jetzt vorliegende Bildplatte mit 280 Rillen je Millimeter. Damit erreicht die 21-cm-Bildplatte eine maximale Spielzeit von zehn Minuten.

3. Abspielgeräte

Allen Abspielgeräten für TED-Bild-platten ist gemeinsam, daß sie mit Platten einschließlich ihrer Tasche beschickt werden. Die etwas eigenwillige Form der Plattentasche (Bild 6) ist dadurch bedingt, daß man sie möglichst vielseitig verwenden will. Sie bietet einerseits ausreichenden Plattenschutz und läßt andererseits auch die unterschiedlichsten Arten von Gerätebeschickungen zu.

3.1. Einzelplattenspieler

Bild 7. Einführen der Bildplatte mit Plattentasche in den Einzelplattenspieler

Beim Einzelplattenspieler (Bild 7) schiebt man die Platte mitsamt Tasche in einen Schlitz des Abspielgeräts. Durch Drehen eines Handgriffs wird dann die Platte zunächst aus der Tasche herausgeholt und auf den Abspieltisch befördert. Während des letzten Teils der Drehung wird der Plattenantrieb in Bewegung gesetzt und der Abtaster zum Abspielen auf die Platte abgesenkt. Nach beendetem Abspielvorgang bringt man durch Drehen des Bedienknopfes in umgekehrter Richtung den Abtaster wieder in seine Ausgangsposition; gleichzeitig wird die abgespielte Platte in ihre Tasche zurückbefördert und kann dann in der Tasche wieder dem Gerät entnommen werden.
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  • Anmerkung: Das war die Theorie, später in der Praxis kam die Platte samt Hülle viel zu oft nicht mehr raus.

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3.2. Schnellwechsler

Die auf zehn Minuten verdoppelte Spielzeit der Bildplatte ließ die Frage des Plattenwechsels neu überdenken. Während bei der Fünf-Minuten-Platte, um zusammenhängende Programmsequenzen möglichst nicht auseinanderzureißen, extrem kurze Pausen zwischen den Platten anzustreben waren, spielt das bei der Zehn-Minuten-Platte keine so bedeutende Rolle mehr. Man kam deshalb zu dem Schluß, daß den neuen Erfordernissen ein Schnellwechsler am besten gerecht werde. Das technische Prinzip des Schnellwechslers ist im Labor gelöst.

Der Schnellwechsler bietet dem Konsumenten die Möglichkeit, wie beim Schallplattenspieler ein Programm nach eigenem Wunsch mischen und zusammenstellen zu können. Sodann lassen sich während des Abspielens Bildplatten nachlegen, so daß man die Gesamtspielzeit praktisch beliebig verlängern kann. Schließlich - und das ist ein entscheidendes Argument - wird ein Schnellwechsler mit nur einer Abspielebene billiger sein als der ursprünglich für die Fünf-Minuten-Platte entwickelte Magazinwechsler mit zwei Abspielebenen und etwa einer Sekunde Wechselzeit. Die längere Wechselzeit fällt deshalb nicht ins Gewicht, weil auch bei zusammenhängenden Programmen jeweils nach etwa zehn Minuten eine so kurze Unterbrechung akzeptabel ist - eine Meinung, die auch Software-Produzenten teilen.

Sowohl der Einzelplattenspieler als auch der Schnellwechsler haben eine Wiederholungstaste, um kurze Szenenausschnitte (etwa zwei Sekunden) fünfzehn Sekunden lang wiederholen zu können. Dabei ist der Ton automatisch abgeschaltet. An eine Möglichkeit zur Zeitlupen-Wiedergabe denkt man im Augenblick noch nicht; sie soll möglicherweise später folgenden Modellen vorbehalten bleiben.
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  • Anmerkung: Auch hier ein gewisse Realitätsferne der Telefunken Marketing Leute vom Consumer- Verhalten und den Verbraucher-Gewohnheiten. Solch eine 5 Sekunden Pause im Krimi alle 10 Minute bei einem 90 Minuten Film war nicht und ist nicht akzeptabel gewesen. Dieses System auch mit jetzt 10 Minuten Spielzeit war danach bereits virtuell gestorben.

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3.3. Prinzip des Plattentransports

Bild 8. Prinzip des Bildplattentransports im Abspielgerät

Das Prinzip des Plattentransports ist im Bild 8 dargestellt. Die Platte liegt zunächst oberhalb der Abspielebene und wird beim Transport entlang der gebogenen Umlenkbahn gewendet. Dieser einfache Wendevorgang ist wegen der Biegsamkeit der Bildplatte möglich. Für diesen Ablauf des Plattentransports brauchte die Plattentasche eigentlich nur zwei Ausschnitte zu haben, die den Plattenrand zum Anfassen freilegen. Die großen beidseitigen Ausschnitte ermöglichen auch noch eine andere Art des Plattentransports. Die Platte kann beispielsweise mit ihrer Tasche auf den Ab-Spieltisch geführt werden. Hier wird sie durch Absenken des Mitnehmers festgehalten, während die leere Tasche zurückgezogen wird.

Das läßt sich in besonders einfacher Weise bewerkstelligen, wenn man die Hand beim Auflegen mitbenutzt. Der gleiche, aber automatisierte Vorgang ist im Schnellwechsler verwirklicht worden. Bei Wechslerbetrieb wird ein Stapel Platten mit Taschen in den dafür vorgesehenen Schacht eingelegt. Die Wechselzeit zwischen zwei Platten - vom Ende des letzten Bildes der ersten Platte bis zum Beginn des ersten Bildes der zweiten Platte - liegt unter fünf Sekunden.

3.4. Signalverarbeitung

Die elektrische Ausrüstung der vorstehend besprochenen Geräte für die Bild- und Tonwiedergabe ist bis auf eine möglicherweise noch kommende Steuerelektronik völlig gleich. Ein Blockschaltbild für die Bild- und Tonwiedergabe zeigt Bild 9.

Bild 9. Blockschaltbild der Signalaufbereitung im Abspielgerät

Schon rein äußerlich sind drei Linien im Schaltungsaufbau zu erkennen. Der mittlere Zug dient zur Erzeugung des Schwarz-Weiß-Signals und der untere Zug der Farbsignalerzeugung nach dem Tripal D-Verfahren. (Professor Dr. W. Bruch berichtete darüber auf der Jahrestagung der Fernseh-Technischen Gesellschaft am 11. Oktober 1972 in Braunschweig.) Es handelt sich um ein speziell für die Bildplatte modifiziertes Tripal-Verfahren, das den PAL-Farbträger in das untere Videoband umsetzt.

Die derzeitige Ausführung mit zwei hintereinandergeschalteten Glasverzögerungsleitungen erfordert die genaue Einhaltung der Bildplattendrehzahl, weil sonst die Verzögerungszeit der Glasleitungen nicht der Zeilendauer des abgetasteten Farbbildes entspricht. Möglicherweise läßt sich diese Technik später einmal durch eine Anordnung mit getaktetem Speicher ersetzen. Im oberen Zug der Schaltung wird das Tonsignal aufbereitet. Alle Signale werden dann dem Bild-Ton-Modulator zugeführt, der die Einspeisung der Signale in den Antenneneingang des Farbfernsehempfängers (UHF-Kanäle 21 bis 45, einstellbar) ermöglicht.

Erwähnt sei der Vollständigkeit halber noch, daß das System voll kompatibel ist. Beim Anschluß eines Schwarz-Weiß-Fernsehempfängers kann man also das abgetastete Fernsehbild ohne Qualitätsverminderung (Auflösungsverlust) wiedergeben.
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  • Anmerkung: Noch ein Manko. Der im Kommen befindliche Videorecorder mit 2 und 4 Std Spielzeit hatte konzeptionell einen reinen problemlosen und im Vergleich zum Antennensignal hochwertigen Video- Ein- und Ausgang. Die neueren Farbfernseher hatten den dann auch schon vorab. Die Zeit lief den Telefunken Mannen auf und davon.

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4. AV-Märkte

Für den AV-Bereich sieht R. Schiering, Marketing-Manager der audiovisuellen Abteilung, vertriebspolitisch vier Teilmärkte:
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  • Der Unterhaltungsmarkt wird besonders in der Anfangsphase der Audiovision am stärksten zu beachten sein. Dabei ist Unterhaltung nicht nur mit Zeitvertreib oder Kurzweil gleichzusetzen, sondern es geht vielmehr auch um die Vermittlung von Wissen auf unterhaltsame Art.
  • Audiovisuelle Erziehung und Unterricht werden einen weiteren Teilmarkt bilden. Auf ihm wird das Bedürfnis nach gewissermaßen seriöser Wissensvermittlung erfüllt werden müssen mit dem Ziel, bestimmte pädagogische Aufgaben in abgegrenzten Zeiträumen zu lösen.
  • Die aktuelle Information, deren Übermittlung den dritten Teilmarkt eröffnet. Dabei ist eine Konkurrenzsituation zum Informationsdienst des Fernsehens wahrscheinlich.
  • Mit Service-Markt läßt sich der vierte Teilmarkt kennzeichnen. Hier gilt es, ein bestimmtes Detailwissen mit audiovisuellen Mitteln weiterzugeben. Daneben werden möglicherweise Anleitungen für die Techniker in Servicewerkstätten verschiedenster Branchen auf diese Weise vermittelt. Auch die Werbung wäre hier einzuordnen.

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Im Aug. 1973 solle sie kommen. Und sie kam ja auch.

Auf der Internationalen Funkausstellung Berlin 1973 soll das TED-System mit der hier beschriebenen Technik dem Publikum vorgestellt werden. Einzelplattenspieler sollen dann ab Herbst 1973 aus serienmäßiger Fertigung dem Handel zur Verfügung stehen; sie werden etwa 1.000 DM kosten. Für die Bildplatte werden heute Preise zwischen etwa 10 und 30 DM (je nach Inhalt) genannt.

Über Umfang und Inhalt des Startprogramms sind zur Zeit noch keine Angaben erhältlich. Es werden aber mehr Titel aus dem U- und E-Bereich sein als beim Start der bespielten (Anmerkung: Philips CC von 1963) Compact-Cassette.

Wann der Schnellwechsler lieferbar sein wird, steht noch nicht fest; sein Preis soll „deutlich unter 1.500 DM" liegen. Ob und wann andere Firmen mit Bildplatten und/oder Abspielgeräten auf dem Markt in Erscheinung treten, ist noch unklar.

Es werden mit namhaften Firmen im In- und Ausland erfolgversprechende Verhandlungen geführt. Im übrigen will man seitens AEG-Telefunken und Teldec/ Decca mit einer sehr liberalen Lizenzpolitik allen in Frage kommenden Firmen Gelegenheit geben, das System zu übernehmen.

W. Roth im Dezember 1972
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