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Teil 2 - Hermann Brunner-Schwer erzählt in der "Ich"-Form:

Und er erzählt natürlich die historischen Gegebenheiten aus seiner (SABA-) Sicht und mit seinem Wissen. In die einzelnen Geschichten werden jetzt eine Menge zusätzlicher Informationen aus anderen großen Werken glaubwürdiger Autoren eingebaut.

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1945 - HBS erzählt über den Wiederaufbau

Herbst 1945: Während anderswo schon wieder produziert wurde, tat sich bei SABA nach wie vor nur sehr wenig. Ein kleiner Lichtblick zeigte sich, als man bei den noch immer andauernden Aufräumungsarbeiten eine Menge Bleche und Eisenteile unter den Trümmern des Rohmateriallagers entdeckte. Ein findiger Tüftler machte sich daraufhin Gedanken und konstruierte einen Spielzeugkran, der aus den gefundenen Materialien mit einfachen Mitteln herzustellen war.

Die Idee gefiel dem französischen Gouverneur so gut, daß er eine Ausnahmegenehmigung für die Herstellung und den Verkauf dieses Spielzeugs erteilte. In einem der noch unversehrt gebliebenen Produktionsräume entstand eine kleine, improvisierte Fließbandfertigung. Gekauft wurden die Liliputkräne vom Spielzeughandel der näheren Umgebung. Sie fanden vor allem in der Vorweihnachtszeit einen reißenden Absatz.

Reparatur einer großen Maschine

Als nächstes machten sich ein paar Spezialisten an die Reparatur einer großen Maschine, auf der Abschirmbecher aus Aluminiumbarren gezogen wurden, die für Radio- und Funkgeräte verwendet wurden. Das gute und vor allem teure Stück entsprach dem neuesten Stand der Technik. Es hätte auf der französischen Demontageliste an oberster Stelle gestanden, wäre da nicht jene amerikanische Bombe gewesen, die unmittelbar neben dem Monstrum explodiert war. Die aus ihren Fundamenten gerissene Maschine war so übel zugerichtet, daß die französischen Requisiteure achtlos an ihr vorbeigegangen waren.

Ein Meisterstück der SABA-Mechaniker

Doch den SABA-Mechanikern gelang ein Meisterstück. Ersatzteile gab es nicht. Sie selbst zu bauen schien unmöglich, denn die dazu erforderlichen Werkzeugmaschinen waren entweder abtransportiert oder selbst ein Opfer der Bomben. Und trotzdem, die Männer gaben nicht auf. Sie arbeiteten die defekten Teile von Hand nach und experimentierten solange, bis sich die Maschine nach vielen Wochen voller Mühe schließlich wieder zu bewegen begann.

Lückenfüller Tablettenröhrchen

Ein Kontakt mit Herstellern pharmazeutischer Produkte brachte Aufträge für die Fabrikation von Tablettenröhrchen. Der Gouverneur gab sein Plazet, und bald schon lief die Maschine. Die Freude darüber dauerte allerdings nicht lange. Als der noch vorhandene Vorrat an Aluminium zu Ende ging, stand auch diese Maschine wieder still.

Ein Seitenblick nach Fürth in Bayern

Während man so bei SABA um das schiere Überleben kämpfte und an die Aufnahme der Radioproduktion nicht einmal im Traum zu denken war, setzte sich im fränkischen Fürth ein bislang unbekannter Mann in die Startlöcher zu einem bemerkenswerten Aufstieg: Max Grundig.

Max Grundig - vor dem Krieg

Vor dem Krieg verkaufte und reparierte Grundig Elektroapparate und Rundfunkgeräte als einer der 28.000 Einzelhändler der deutschen Radiobranche. Noch bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach, versuchte er sich als Produzent. Grundig begann mit einer Handvoll Arbeitskräfte Rundfunkeinzelteile herzustellen, für die er auch den einen oder anderen Abnehmer fand. Die Einberufung zur Wehrmaeht bedeutete jedoch das vorläufige Ende seiner unternehmerischen Träume. Doch irgendwie gelang es dem cleveren Franken, einflußreiche Leute im Rüstungsministerium davon zu überzeugen, daß dem Vaterland viel mehr mit dem Unternehmer als mit dem Soldaten Grundig gedient sei. Jedenfalls stellte man ihn vom Wehrdienst frei und beauftragte ihn mit der Herstellung kriegswichtiger Elektroteile.

Die legendären 150 Zwangsarbeiterinnen aus der Ukraine

In zwei beschlagnahmten Wirtshäusern bei einem Dorf in der Nähe von Fürth installierte er die erforderlichen Produktionseinrichtungen. Dann forderte er 150 Zwangsarbeiter an, vorwiegend aus der Ukraine nach Deutschland verschleppte Frauen und Mädchen, und begann mit der Fabrikation. Böse Zungen behaupteten, daß dort auch Zubehör für Hitlers „Vergeltungswaffen" gebaut worden seien. Ob diese Verdächtigungen tatsächlich zutrafen, sei dahingestellt. Max Grundig jedenfalls schwieg sich darüber aus.

1945 - der Zusammenbruch - Max Grundig war 37 Jahre alt

Als Deutschland die Waffen streckte, war Grundig 37 Jahre alt und hatte Glück. Die amerikanischen Besatzer ließen ihn unbehelligt. Sein kleiner Betrieb wurde weder demontiert noch beschlagnahmt. Schon zwei Monate nach dem Zusammenbruch transportierte er sein umfangreiches Materiallager mit allen Werkzeugen, Maschinen und Meßgeräten nach Fürth und fing in gemieteten Räumen an, Prüfgeräte zu fabrizieren, die vom Radiohandel für Reparaturzwecke dringend benötigt wurden.

Für jeden ersichtlich - Radios waren Mangelware

Doch das sollte nur ein ganz bescheidener Anfang sein. Max Grundig wollte mehr, viel mehr. Er wußte, daß der deutsche Radiohandel vor leeren Regalen stand. Er wußte auch, daß die vor dem Krieg tonangebenden Radiofabriken wie Telefunken, Siemens, Mende, Graetz, Blaupunkt oder SABA infolge von Zerstörung, Demontage und Produktionsverbot vorerst keine Chance hatten, Rundfunkapparate in nennenswerten Stückzahlen herzustellen. Außerdem, das wenige, was an Geräten 1945 noch zur Verfügung stand, unterlag einer streng gehandhabten Bewirtschaftung und durfte nur gegen Bezugsscheine, die schwer zu bekommen waren, an Private abgegeben werden.

Radios herstellen oder verkaufen - war verboten

Mit einem Trick umging Grundig die bestehenden Vorschriften und Restriktionen. Er ließ einen simplen Einkreis-Empfänger so geschickt in seine Einzelteile zerlegen, daß dieser problemlos in Form eines Baukastens unter dem sinnigen Namen „Heinzelmann" produziert und verkauft werden konnte. Der Zusammenbau erwies sich als so einfach, daß auch ein blutiger Laie damit zurecht kam. Das Geld aus dem Verkauf über hunderttausend dieser volksempfängerähnlichen Bausätze füllte nicht nur Grundigs Kasse. Es machte auch jene Kompensationsgeschäfte möglich, ohne die neues Fertigungsmaterial kaum zu beschaffen gewesen wäre.

Von fast allen verkannt - es müssen "gute" Ideen gewesen sein

Grundig zog aus der für ihn so günstigen Situation einen weiteren Nutzen. Er sicherte sich die Mitarbeit einer Reihe von Entwicklungsingenieuren. Viele dieser Spezialisten saßen damals auf der Straße, weil ihre bisherigen Arbeitgeber entweder nicht mehr existierten oder noch darniederlagen. So fiel es dem Fürther Senkrechtstarter nicht schwer, ein schlagkräftiges Technikerteam auf die Beine zu stellen, das sich in aller Stille an die Arbeit machte. Grundig wünschte sich ein möglichst leistungsfähiges Rundfunkgerät, das er zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt in großen Mengen auf den leergefegten Markt werfen wollte.

Und dieser Zeitpunkt sollte der geheimgehaltene Stichtag sein, an dem die wertlose Reichsmark durch eine neue Währung ersetzt werden würde. Von dieser Deutschen Mark versprachen sich die Experten den Anfang eines nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwungs und das Ende der Rationierung.
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  • Anmerkung : Nach Aussagen von uralten Freunden, die damals schon dabei waren, wußte er es auch nicht genau, was da ab ging und vor allem, wann. Er hörte bei bestimmten anderen Freunden einfach nur genau hin, was da gemunkelt wurde und hatte somit geahnt, da mußte einfach etwas passieren und zwar schnell. Mehr steht in der großen Grundig Historie im Magnetbandmuseum.

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Viele Gerüchte wurden in die Welt gesetzt

Dank freundschaftlicher Beziehungen zu einem einflußreichen Mann wußte Grundig mehr als viele andere. Dieser Mann war kein geringerer als Ludwig Erhard, der spätere Bundeswirtschafts- minister Erhard. Dessen Geburtshaus lag nur wenige Meter von Grundigs ehemaligem Radiogeschäft entfernt. Er zählte zu den maßgebenden Wegbereitern der Währungsreform des Jahres 1948, mit der das vielgelobte deutsche Wirtschaftswunder seinen Anfang nahm. Auf den Tag genau warf Grundig sein neues, in großen Stückzahlen vorgefertigtes „Weltklang"-Radio gegen harte D-Mark auf den Markt und lief damit seiner gesamten Konkurrenz um Längen auf und davon.

Doch bei SABA blieb die Zeit stehen

1946 - In der französischen Besatzungszone und damit auch in Villingen ging das Jahr 1945 ohne eine Besserung der Lebensumstände vorüber. Gab das Ende des kriegerischen Gemetzels noch Anlaß zur Hoffnung auf ein allmähliches Abklingen der allgemeinen Not, so sah man sich durch fortdauernde Repressionen, durch den Hunger und eine unverändert große Arbeitslosigkeit wieder in eine schier aussichtslose Lage zurückversetzt.

Auch bei SABA bewegte sich so gut wie nichts. Die vorübergehende Produktion von Spielzeugen und Tablettenröhrchen war allenfalls ein Strohfeuer. Das Werk war immer noch beschlagnahmt. Meine Mutter stand so gut wie ohne Hilfe da.

SABA-Manager durften nicht arbeiten

Zwar kamen die inhaftierten SABA-Manager allmählich wieder auf freien Fuß. Sie blieben aber weiterhin kaltgestellt. Laut alliierter Anordnung durften ehemalige Parteigenossen vorerst nur als Lohnarbeiter nach dem „Tarif für ungelernte Arbeitskräfte" beschäftigt werden. Firmen, die gegen diese Vorschrift verstießen, hatten mit Schließung zu rechnen.

Den Betroffenen blieb nichts anderes übrig, als auf den Ausgang der Entnazifizierungs-Verfahren zu warten, die jetzt langsam anliefen. Doch diese von den Siegermächten befohlene Aktion zur „Befreiung des deutschen Volkes vom Nationalsozialismus" betraf Millionen von Deutschen. Sie sollte Jahre dauern.

Persönliche Ressentiments führten zu "ungerechten" Urteilen

Auf der Grundlage der von den Alliierten vorgegebenen Richtlinien wurden in den Besatzungszonen entsprechende Landesgesetze erlassen sowie Spruch- und Berufungskammern ins Leben gerufen. Die personelle Zusammensetzung dieser Gremien erfolgte nach politischen Gesichtspunkten. Ob die einzelnen Mitglieder über juristische Kenntnisse verfügten, spielte eine eher untergeordnete Rolle. Leider zeigten sich schon bald die Schwächen dieser Auswahlkriterien. Viele Urteile litten unter einer zu subjektiven Betrachtungsweise. Die Laienrichter ließen sich nicht selten von persönlichen Ressentiments leiten, standen unter dem Einfluß von Denunziationen oder wurden Opfer von Bestechungen. Die Entnazifizierung fand schon deshalb wenig Zustimmung, weil ein großer Teil der deutschen Bevölkerung davon betroffen war. Dennoch hätte dieses an sich schon überaus problematische Verfahren größeres Verständnis gefunden, wären die Entnazifizierer "objektiver" und mit mehr Sachverstand ans Werk gegangen.

Anmerkung :

Die Ansicht über Gerechtigkeit ist sehr extrem und polarisierend bzw. "kontrastreich", je nachdem, auf welcher Seite der "NS-Gerechtigkeit" man sich vor 1945 befunden hatte - wenn man diese "Gerechtigkeit" überhaupt überlebt hatte. Nach fast 44 Jahren wiederholte sich diese Geschichte bei der Auflösung der deutschen Ostzone, der selbsternannten DDR. Und auch hier gab es sehr unterschiedlich Urteile über die "Gerechtigkeit". Doch lesen Sie weiter, was HBS dazu sagt:

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Spaltung : die Guten und die Bösen

Das Land spaltete sich in eine Zwei-Klassengesellschaft. „Gute Deutsche" waren jene, die das Glück hatten, den Fängen der NSDAP entgangen zu sein, und die jetzt über die „bösen Deutschen" zu Gericht saßen. Nicht wenige der wirklich Schuldigen entzogen sich mit Schläue und der Hilfe routinierter Anwälte und auch der Kirche der verdienten Strafe, während man viele der harmlosen Parteigenossen unverhältnismäßig hart in die Mangel nahm. Es wurde viel Porzellan zerschlagen in jener Zeit. Einsichtige wurden in die Opposition getrieben, und nicht umsonst machte das böse Wort von den Großen, die man laufen ließ, und den Kleinen, die man hängte, die Runde.

Zurück zum Wiederaufbau

Bleiben wir beim Wiederaufbau. Gerade in Zeiten größter Not können Menschen Kräfte freimachen, die man ihnen zuvor niemals zugetraut hätte. Schon während des Krieges, vor allem aber nach Deutschlands Absturz in das Nichts, hatten Millionen alleinstehender Frauen die ganze Last der Verantwortung für die Ernährung und Erziehung ihrer Kinder zu tragen. Die Männer waren entweder im Krieg gefallen, vermißt oder fristeten ihr Dasein für unbestimmte Zeit in den Kriegsgefangenenlagern der Sieger. Ihren Platz nahmen die Frauen ein. Sie schufteten in den Fabriken, in der Landwirtschaft oder leisteten Knochenarbeit bei der Enttrümmerung ihrer zerbombten Städte. Sie trugen ein hartes Los, ohne zu klagen. Ihrer Leidensfähigkeit und menschlichen Größe entsprang aber auch der Wille zum Überleben und der Glaube an eine bessere und friedlichere Zukunft.

Einstmals eine verwöhnte Fabrikantentochter

Meine Mutter war eine von ihnen. Aus der einstmals verwöhnten Fabrikantentochter hatten die Ereignisse einen selbständig handelnden, auf eigenen Füßen stehenden Menschen gemacht. Sie zählte zu den ganz wenigen, die an der so hoffnungslos erscheinenden Lage ihres elterlichen Industrieunternehmens zu keiner Minute verzweifelte.

Auf die Hilfe ihres Mannes konnte sie nicht zählen. Der saß irgendwo in Frankreich hungernd und gedemütigt hinter Stacheldraht. Auch ein baldiges Ende seiner Kriegsgefangenschaft hätte ihn nicht aus der Isolation befreit. Auf den einstigen Oberstaffelführer des NSKK wartete ja noch das Entnazifizierungs-Verfahren und damit die Gefahr, als Schuldiger eingestuft und entsprechend bestraft zu werden.

Mutters streben - die Wiederaufnahme der Produktion

Das ganze Sinnen und Trachten meiner Mutter drehte sich unablässig um die alles entscheidende Frage, einen gangbaren Weg zur Freigabe des Werkes und zur Wiederaufnahme der Radio-Produktion zu finden. Unentwegt versuchte sie, zu jenen Personen oder Instanzen vorzudringen, die jetzt das Sagen hatten. Wie oft saß sie vor den Türen französischer Dienststellen, ohne vorgelassen zu werden.

Ein Strohhalm - Dr. Franz Burda aus Offenburg

Sie versuchte sich an die Namen von Persönlichkeiten zu erinnern, die früher einmal ihrem Vater nahegestanden hatten oder es zumindest vorgaben. Dem einen oder anderen dieser Herren war es gelungen, die Nazizeit mit einer unbefleckten Weste zu überstehen, so daß sie in den Augen der Franzosen als vertrauenswürdige Ansprechpartner für die Wiederingangsetzung der Wirtschaft in ihrer Besatzungszone galten. Einer von ihnen war der Druckereibesitzer und Verleger Dr. Franz Burda aus Offenburg.

Woher man sich kannte .....

Burdas Vater betrieb mit drei Mitarbeitern eine kleine Druckerei. Auch er sah eine Chance, sich am Rundfunkgeschäft zu beteiligen, und begann eine Rundfunkprogramm-Zeitschrift mit dem Namen „Sürag" in einer zunächst nur beschränkten Auflage auf den Markt zu bringen. Als der Vater 1929 starb, übernahm Sohn Franz den Betrieb und die Redaktion der „Sürag". Da der Leserkreis nicht ausreichte, um kostendeckend arbeiten zu können, bemühte sich Franz Burda, seiner Zeitschrift neue und möglichst zahlungskräftige Inserenten zuzuführen. SABA stand als Gerätehersteller auf seiner Wunschliste an erster Stelle. So kam es, daß Burda immer wieder nach Villingen reiste, um bei meinem Großvater vorzusprechen. Der fand Gefallen an dem jungen Ehrgeizling. Er lud ihn oft zu sich nach Hause ein und zählte bald schon zu Burdas wichtigsten Kunden.

Unterstützung beim Aufbau des Hauses Burda

Mit dem Siegeszug des Radios wuchs auch die Auflage der „Sürag". Burda konnte schon 1934 mit seiner inzwischen auf 100 Mitarbeiter angewachsenen Belegschaft eine nagelneue Druckerei in Betrieb nehmen. Im Zug der Arisierung jüdischen Vermögens brachte er 1938 die Mannheimer Großdruckerei Bauer in seinen Besitz. Ein Schachzug, der wohl nie gelungen wäre, wäre Burda ein Gegner des Nazi-Regimes gewesen.

Während des Zweiten Weltkrieges produzierten die Burda-Druckbetriebe Landkarten für das Heer und mehrfarbige Luftbildpläne für Görings Luftwaffe. In der Zeit nach 1945 nahm das Haus Burda freundschaftliche Beziehungen mit einem General namens Koenig auf, seines Zeichens einer der Oberbefehlshaber der französischen Besatzungsmacht. Es gab damals eine Menge von Gerüchten über das Zustandekommen jenes seltsamen Verhältnisses. Offiziell hieß es, die Franzosen schalteten den Burda-Betrieb für ihre Interessen ein. Jetzt druckte man eben Landkarten für den Feind von gestern, Instruktionsbücher, ja sogar Briefmarken und provisorische Schulbücher für die deutschen Kinder in millionenfacher Auflage.

Hofunung auf ein gutes Wort an oberster Stelle - abgeblitzt

Angesichts Burdas glänzender Beziehungen versprach sich meine Mutter von ihm ein gutes Wort für SABA an oberster Stelle. Doch ihre Reise nach Offenburg erwies sich als eine große Enttäuschung. Sie wurde zwar zu ihm vorgelassen, doch der einstige Freund der Familie zeigte ihr die kalte Schulter.

Burda, einer der Wirtschaftswundermänner

Dr. Franz Burda machte in den folgenden Jahren und Jahrzehnten viel von sich reden. Man lobte ihn nicht von ungefähr als ein Musterexemplar der deutschen Wirtschaftswundermänner. Einer seiner größten Erfolge war die „Bunte Illustrierte", ein Unterhaltungsblatt, das in seiner Glanzzeit eine Auflage von zwei Millionen Exemplaren erreichte. Überhäuft mit Orden und Ehrungen starb der Verleger im Alter von 83 Jahren. Er hinterließ seinen Söhnen einen der größten Medienkonzerne Europas.

Wir kannten ihn ganz persönlich - den Franz Burda

Viele Jahre nach dem enttäuschenden Zusammentreffen mit meiner Mutter begegnete ich Franz Burda persönlich. Wir spielten Fußball. Die mit viel Prominenz aus Film, Sport und Bühne angereicherten Werksmannschaften von Burda und SABA kickten im ausverkauften Villinger Stadion gegeneinander. Fritz Walter war mit von der Partie genauso wie Maximilian Schell, Mario Adorf, Max Greger und viele andere Stars. Franz Burda schlug die Werbetrommel auf ganz besondere Art. Seine Fliegerstaffel kreiste über Villingen und schleppte riesige Transparente hinter sich her, auf denen zu lesen stand: „SABA gegen Burda, so was war noch nie da!"

Wie sich ein Mensch verändern kann

Am Abend nach dem Spiel gab es eine große Feier, bei der Franz Burda das Wort ergriff. Sichtlich bewegt gedachte er des SABA-Gründers Hermann Schwer und bezeichnete ihn als seinen „unvergessenen Freund und Gönner". Ich war froh, daß meine Mutter nicht dabei war.

Eine große Hilfe, der gestrandete Dr. Meyer-Oldenburg

Der einzige, der neben dem Testamentvollstrecker meiner Mutter Beistand leisten konnte, war Dr. Meyer-Oldenburg, jener Herr aus Berlin, der noch immer die französische Besatzungszone nicht verlassen durfte und nur brieflichen Kontakt mit seinen nach Oldenburg geflüchteten Angehörigen hatte. Dr. MO gehörte inzwischen schon so gut wie zur Familie. Obwohl wir in sehr beengten Wohnverhältnissen miteinander auskommen mußten, kam es mit ihm nie zu irgendwelchen Reibereien oder zu persönlichen Spannungen. Er war ein Akademiker der alten Schule, besaß eine glänzende Allgemeinbildung und vollendete Umgangsformen. Mit den Franzosen kam er erstaunlich gut zurecht. Er ließ sich nicht provozieren, behielt stets seine Nerven und hatte immer eine diplomatische Antwort parat, und das in akzentfreiem Französisch natürlich.

Feb. 1946 - Endlich - ein badisches Wirtschaftsministerium

Neue Hoffnung kam auf, als der „Südkurier" am 12. Februar 1946 über ein neugegründetes badisches Wirtschaftsministerium berichtete. Diese von der Besatzungsbehörde ins Leben gerufene Instanz erhielt die Aufgabe, einen Produktionsplan vorzubereiten und das Wirtschaftsleben in der Zone wieder in Gang zu bringen. Das Ministerium durfte Aufträge aber nur an solche Firmen erteilen, die den Franzosen genehm waren. Es mußte sich überdies die Freigabe der nötigen Rohstoffe genehmigen lassen. Auch der Verkauf der hergestellten Waren unterstand französischen Direktiven. Der Löwenanteil mußte für den Export nach Frankreich reserviert werden, während die kümmerlichen Reste dem zivilen Verbrauch zur Verfügung standen.

Mit einem Schrottauto vom Schrottplatz unterwegs

Sofort begannen erste Kontaktversuche mit dieser Stelle, die in Freiburg saß. Viele Male und oft von meiner Mutter begleitet, setzte sich Dr. MO hinter das Steuer eines uralten DKW und fuhr in die zerbombte Breisgau-Metropole. Der Oldtimer stammte von einem Schrottplatz und war von uns wenigstens soweit wieder flott gemacht worden, daß man sich ihm für kürzere Fahrten durchaus anvertrauen durfte.

Benzin konnte man sich allerdings nur auf dem schwarzen Markt beschaffen. Genauso auch die Reifen, antiquierte Stücke aus beiseite geschafften Wehrmachtsbeständen, vergammelt und mit abgefahrenem Profil. Zwei Plattfüße auf 100 Kilometer mußten einkalkuliert werden. Dann wurde angehalten, der lädierte Reifen geflickt und von Hand wieder aufgepumpt. Trotz allen Widrigkeiten lohnte sich die Mühe letztendlich doch.

Wieder ein Strohhalm - Telefone

Die Deutsche Post in der französischen Zone benötigte zum Wiederaufbau des Telefonnetzes neue Fernsprechapparate. Es war die Aufgabe des Ministeriums, die Aufträge an geeignete Firmen zu geben und das nötige Material bereitzustellen. Als auch SABA nach langem Bitten und Betteln ein Kontingent zugeteilt bekam und die Franzosen keine Vorbehalte anmeldeten, atmete man in Villingen hörbar auf. Telefone hatten mit Radios zwar wenig gemeinsam, aber dennoch, die Fesseln hatten sich gelockert.

Unsere Mutter dachte aber weiter als bis Morgen

Meine Mutter sah in der Telefonproduktion nur eine Art Zwischenspiel. Für sie gab es nur ein Ziel: SABAs baldige Rückkehr auf den Radiomarkt. Wie aber sollte dann der Anschluß an die inzwischen weiter entwickelte Technik gefunden werden? In aller Stille schrieb sie einen Brief an Eugen Leuthold, jenem Ingenieur, dessen geniale Entwicklungsarbeiten SABA immer wieder zu einem Vorsprung gegenüber der Konkurrenz verholfen hatten.

Der Radio-Entwickler Eugen Leuthold sagte wieder zu.

Als der Krieg ausbrach und anstelle von Radios Funkgeräte produziert werden mußten, war Leuthold zunächst noch in Villingen geblieben. Als Schweizer Staatsbürger konnte er nicht gezwungen werden, an Rüstungsprojekten mitzuarbeiten. So war er der einzige, der sich noch weiter mit der Rundfunktechnik beschäftigen durfte. Als die Bedrohung aus der Luft jedoch immer größer wurde, packte er seine Sachen zusammen und ging mit seiner Familie zurück in die Schweiz.

Leutholds Antwort auf den Brief meiner Mutter ließ nicht lange auf sich warten. Er schlug ein Zusammentreffen in einem Ort nahe der Schweizer Grenze vor. Das Ergebnis dieser Begegnung stimmte meine Mutter noch zuversichtlicher. Der hochkarätige Radio-Ingenieur versprach ihr, wieder nach Villingen zurückzukehren, sobald die Freigabe der Rundfunkgeräteproduktion erfolgt sei.

Juni 1947 - Stiefvater Scherb kehrt zurück

Im Juni 1947 kehrte mein Stiefvater nach Villingen zurück. Nach seiner zweijährigen Kriegsgefangenschaft hatten ihn die Franzosen endlich in die Freiheit entlassen. Er wirkte abgehärmt und deprimiert. Es erging ihm so wie vielen anderen Heimkehrern. Sie hatten es schwer, sich wieder ins Privatleben einzuordnen. In ihrer langen Abwesenheit hatten die Frauen das Zepter übernommen, die Familie ernährt und in den Bombennächten ihren Mann gestanden. Diese Eigenständigkeit verursachte bei vielen Männern eine Art Minderwertigkeitskomplex. Das Gefühl, eigentlich gar nicht mehr gebraucht zu werden, trieb sie um. Die Entfremdung tat das ihrige. Nichts war mehr so wie früher.

Josef Frickers letzer Schachzug - Denunziation

Die langjährige Mitgliedschaft bei der NSDAP und der hohe Parteirang meines Stiefvaters ließen eine langwierige und höchst unangenehme Entnazifizierung befürchten. Als besonders schlimm und gefährlich stellte sich eine bösartige Denunziation heraus, bei der er des Bilderdiebstahls im besetzten Frankreich bezichtigt wurde. Josef Fricker, SABAs ehemaliger und noch immer rachsüchtiger Betriebsführer erhob diese Anschuldigung, die Ernst Scherb sogar vor ein französisches Militärtribunal hätten bringen können.

Seit seinem Rausschmiß hatte Fricker nach Mitteln und Wegen gesucht, die Herrschaft über SABA wieder an sich zu reißen. Nach seiner erfolglosen Intrige beim Reichswirtschaftsministerium versuchte er jetzt, die französischen Mlitärbehörden und deutsche Antifaschisten für seine Pläne einzuspannen. Sein damaliger Protest gegen die Beschlagnahme des SABA-Erholungsheimes durch die Partei kam ihm dabei sehr gelegen.

Sein Rachedurst zeitigte peinliche Blüten

Fricker nahm jene Affäre zum Anlaß, sich als eine Art Widerstandskämpfer gegen die Nazis darzustellen. Mit diesem „Alibi" in der Hand, begann der Choleriker mit seinem Feldzug gegen meine Familie. Fricker scheute vor nichts zurück, um meine Eltern als Nazis der schlimmsten Sorte darzustellen. Auf offener Straße fiel er meine Mutter an. Er wolle dafür sorgen, so schrie er, daß ihr und ihren „Prinzen" das Erbe für alle Zeiten vereitelt werde. Denn SABA, das sei sein Werk, und nicht etwa das eines Hermann Schwer gewesen.

Doch Fricker schoß ein Eigentor nach dem anderen. Er versuchte zu vertuschen, daß er selbst Parteigenosse gewesen war, ebenso wie er seine guten Beziehungen zu Otto Saur überging, der rechten Hand von Albert Speer und Amtschef im Berliner Reichsrüstungsministerium. Aber nicht nur diese Tatsachen kamen Fricker schließlich in die Quere. Sein Ruf als rücksichtsloser Leuteschinder wurde ihm genauso entgegengehalten wie die Art und Weise, mit der er die Kriegsproduktion bei SABA in die Höhe gepeitscht hatte.

Josef Frickers letzes Eigentor

Seine größte Dummheit aber beging der Denunziant mit der Unterstellung, mein Stiefvater habe als deutscher Offizier ein wertvolles Ölgemälde aus dem Louvre gestohlen. Er behauptete, diese Kriegsbeute hinge jetzt im Meersburger Landhaus und stelle eine Gruppe halbentkleideter Sklavinnen in Neros brennendem Rom dar. Das Bild hing tatsächlich an der von Fricker beschriebenen Stelle. Allerdings hing es dort, seitdem mein Großvater es in den zwanziger Jahren bei einem Berliner Kunsthändler erworben hatte. Fricker war oft unter diesem Gemälde gesessen, wenn er bei meinen Großeltern in Meersburg zu Gast war.

Es fiel natürlich nicht schwer, den Beweis für den rechtmäßigen Besitz des Bildes zu erbringen. Es befand sich noch immer an derselben Stelle. Weder die bis zum Zusammenbruch residierende Kreisleiterfamilie hatte sich dessen bemächtigt noch der französische Oberst, der sich das Landhaus für gelegentliche Schäferstündchen hatte reservieren lassen. Durch dieses Märchen ging Frickers Glaubwürdigkeit vollends in die Brüche. Niemand schenkte ihm mehr Gehör, und er verschwand bald in der Versenkung. Doch die Ängste, die dieser Intrigant dem Unternehmen und der Familie beschert hatte, blieben uns noch lange in böser Erinnerung.

Eien harte Geduldsprobe für meinen Stiefvater

Das gegen meinen Stiefvater eingeleitete Entnazifizierungsverfahren ging trotz des glimpflichen Ausgangs dieser Episode weiter. Die Spruchkammern nahmen sich viel Zeit. Es war eine harte Geduldsprobe für jene, denen die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit bis zum Abschluß ihrer Verfahren verboten war. Um nicht untätig herumsitzen zu müssen, begann sich mein Stiefvater als Hilfsarbeiter bei SABA nützlich zu machen. Es war die einzige Tätigkeit, die man einem noch nicht entlasteten Parteimitglied gestattete.

Erste Nachkriegs-Liquidität mit einem Trick

Bei SABA suchte man unterdessen nach einem gangbaren, vor allem aber legalen Weg, um an der Blockierung vorbeioperieren zu können. Die unter der Leitung des Bevollmächtigten Dr. Meyer-Oldenburg stehende Produktion der Telefonapparate unterlag der Kontrolle durch die Militärbehörde. Alle eingehenden Gelder flossen auf die gesperrten Firmenkonten. Mit Ausnahme des Geldes, das für die Bezahlung der Löhne und Lieferantenrechnungen nötig war, durften diese Konten nicht angetastet werden. Was also tun, um die Fesseln wenigstens etwas zu lockern? Ein Trick half weiter.

Die SABA-Vertriebs GmbH

Im April wurde eine neue Gesellschaft aus der Taufe gehoben. Ihr Name: SABA-Vertriebs GmbH. Das Stammkapital betrug ganze 50.000 wertlose Reichsmark. Es wurde von zwei politisch unbedenklichen Strohmännern gehalten. Zum alleinvertretungsberechtigten Geschäftsführer ernannte man Max Rieger, vor dem Krieg SABAs Generalvertreter für den südbadischen Raum.

Rieger schloß mit Dr. Meyer-Oldenburg einen Vertrag ab. Dieser berechtigte die neue Vertriebsgesellschaft, alle von SABA hergestellten Produkte auf eigene Rechnung zu verkaufen, also auch die Telefonapparate an die Post in der französischen Zone. SABA berechnete der Vertriebsgesellschaft nur den Fabrikabgabepreis, während die GmbH die Apparate der Post zu einem (um die vom Wirtschaftsministerium zugestandene Handelsspanne) erhöhten Endverkaufspreis berechnete. Auf diese Weise konnten bei der Vertriebsgesellschaft frei verfügbare Mittel angesammelt werden. So ganz wohl war es zwar keinem in seiner Haut. Doch der befürchtete Einspruch der Franzosen blieb aus. Sie hatten die Manipulation glücklicherweise nicht bemerkt.

Ende 1947 - Überraschung - durch die französischen Besatzer

Gegen Ende des Jahres 1947 geschah etwas völlig Unerwartetes. SABA erhielt von der französischen Militärbehörde den Auftrag, eine begrenzte Anzahl von Radiogeräten zu produzieren. Die Apparate waren aber ausschließlich für die Angehörigen der französischen Besatzungsarmee bestimmt. Ihr Verkauf an deutsche Privatpersonen blieb ausdrücklich untersagt und hätte strenge Strafen nach sich gezogen.

Trotzdem, endlich durften sich die Sabanesen wieder mit ihrem ureigenen Metier beschäftigen. In Windeseile wurden Konstruktionszeichnungen und Schaltpläne des letzten vor dem Krieg gefertigten Modells hervorgezogen. Gerettete Werkzeuge wurden überarbeitet, Vorrichtungen und Prüfgeräte instandgesetzt. Es gab zwar Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung, doch da es sich um einen Auftrag des französischen Militärs handelte, mußten sich die Lieferanten fügen und die erforderlichen Kontingente bereitstellen. Als das erste Gerät vom Band lief, herrschte Festtagsstimmung. Der Silberstreifen am Horizont begann zu leuchten. Daran änderten auch die scharfen Leibesvisitationen an den Werktoren nichts, mit denen die französischen Wachen das Herausschmuggeln von Bestandteilen oder ganzen Radios unterbinden wollten.

Die Kontrollen wurden lascher

Bei SABA setzte man sich Schritt für Schritt über Beschlagnahme und Produktionsverbote hinweg. Ohne groß zu fragen, wurde die Radioproduktion stillschweigend erhöht und damit begonnen, Geräte für dringende Kompensationsgeschäfte abzuzweigen. Die Franzosen ließen uns mehr und mehr gewähren. Ihre Kontrollen verliefen immer lascher. Bewacht wurde zum Schluß nur noch jenes Werkareal, auf dem sie den Reparaturbetrieb für ihre Militärfahrzeuge unterhielten.

Wie damals im Krieg - Ware gegen Ware

Ein neues Rundfunkgerät stellte damals ein Tauschobjekt von beachtlichem Wert dar. Unser Lebensstandard verbesserte sich schlagartig. Endlich gab es Abwechslung auf dem Küchenzettel, neue Schuhe und sogar einen Anzug, den ersten meines Lebens. Ein bescheidener Wohlstand kehrte in unsere Notwohnung ein. Ich hätte eigentlich rundherum zufrieden sein können. Wäre da nicht dieses verdammte Zentralabitur gewesen, das Anfang Juni begann.

Diese Erlebniss stehen hier - bei seinen privaten Aufzeichnungen.
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21. Juni 1948 - Die Währungsreform

Die Abiturstrapazen hatten mich so gefangengenommen, daß ich ein wichtiges Ereignis nur am Rande wahrnahm, die Währungsreform. Sie kam am 21. Juni 1948, (Anmerkung : für die Bevölkerung) völlig überraschend. Die Deutsche Mark trat an die Stelle der wertlos gewordenen Reichsmark.
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Hansjörg und ich waren ja die Erben der Firma SABA

„Zuerst siehst Du Dich in einem Industriebetrieb gründlich um, bevor Du mit Deinem Studium beginnst", hatte meine Mutter beschlossen und damit basta. Es galt auch als beschlossen, daß sich mein Bruder und ich als die eigentlichen SABA-Erben die zukünftige Leitung des Unternehmens teilen würden - Hansjörg als der Techniker und ich als der Kaufmann. Damit waren die Weichen für meinen weiteren Ausbildungsweg gestellt. Nach dem Ende der Praktikantenzeit sollte ich mit dem Studium der Betriebswirtschaftslehre beginnen.

Mein Bruder wehrte sich gegen das alles

Die Aufgabe, meinen Bruder für eine entsprechende Ausbildung zu begeistern, stellte sich leider als sehr schwierig dar. Noch immer wehrte er sich gegen jeden Leistungs- und Prüfungsdruck. Er besaß zwar den Volksschulabschluß, doch diese Allerweltsqualifikation genügte weder für eine Zulassung an einem Technikum noch für ein Hochschulstudium.

Hansjörg wurde bei Klangfilm untergebracht

Hansjörg hatte sich schon als Kind für alles, was mit Film und Kino zusammenhing, interessiert. Nach dem Kriegsende war aus diesem Hobby sogar eine Art Beschäftigung geworden. Er arbeitete eine Weile als Filmvorführer im örtlichen „Theater am Ring". Schließlich gelang es, eine Praktikantenstelle zu finden, die meinem Bruder aber nur deshalb zusagte, weil es sich um eine Firma namens „Klangfilm" handelte, damals ein kleines, im südbadischen Kenzingen angesiedeltes Unternehmen des Siemens-Konzerns, das sich unter anderem auch mit der Entwicklung und Herstellung von Lautsprechersystemen beschäftigte.

Hansjörg heiratete früh. Er zog mit seiner Frau in das wieder freigegebene Landhaus in Meersburg und belegte als Gasthörer einige Semester am Konstanzer Technikum. Damit hatte es sich dann. Von einer fundierten Ausbildung (eine der zwingenden Voraussetzungen für die Übernahme einer leitenden Funktion in einem Industrieunternehmen) konnte keine Rede sein. Aus diesem Manko ergab sich zwangsläufig eine Überforderung, an der er selbst, vor allem aber unser Unternehmen schon wenige Jahre später schwer zu beißen hatte.

Es geht weiter zum Kapitel 7 der SABA Story ins Jahr 1949
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