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Telefunken warb viel zu oft mit den Vorkriegs-Erfolgen

Doch Telefunken hatte Altlasten im Gepäck, die dem ganzen AEG Konzern das Rückgrat brachen. Das waren die alten verknöcherten Vorkriegs- und "Kriegs"-Manager, die unverletzt übrig geblieben waren - aber alle aus der damaligen 3. und 4. Führungs-Ebene. Sie konnten es einfach nicht, brichteten mir einige anonyme Ex-Mitarbeiter bzw. Pensionäre.

Sie waren so sehr auf die Protektion der alten
und neuen Administration in den Ministerien fixiert, die es aber nach dem Krieg einfach nicht mehr gab. Im freien Wettbewerb war Telefunken trotz aller Mühen nicht nur dem jungen flexiblen Max Grundig haushoch unterlegen.

Wenn mir heute die 80 jährigen Telefunken Pensionäre (inkognito bzw. anonym) von den verkrusteten (militärähnlichen) Hirarchien der obersten AEG/Telefunken Führungsebene erzählen, rollen sich meine Fußnägel. Es war demnach wirklich erstaunlich, daß AEG/Telefunken überhaupt so lange überlebt hatte. Der Konzern war bereits gleich nach 1945 total überschuldet und vor allem unterkapitalisiert und hing so am Tropf der beiden großen deutschen Banken.

Vergleichen wir einfach mal die Heim-Tonbandgeräte aus der Massenfertigung eines einzigen Jahrganges mit denen von Uher, Saba und vor allem mit Grundig. Da half auch der Slogan, "Wir haben das Magnetophon erfunden." nichts mehr.
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Mit dem PAL Farbfernsehen wurde geflunkert, daß sich die Balken biegen.

Telefunken zusammen mit der AEG und den alten Vorkriegs Seilschaften hatte Einfluß - Einfluß bis ganz "nach oben" hin. Als dann die alten Patente als Dauer-Geldquelle ausliefen, hatte man ja noch den Walter Bruch, den man eigentlich gerade gefeuert hatte. Der hatte für das kommende europäische Farbfernsehen die Idee, das bekannte Problem mit der schlechten NTSC Farbqualität mit ein paar bekannten Tricks in den Griff zu bekommen. Erfunden hatte er das ja nicht, aber das kann man ja so hinstellen, da wird schon keiner was sagen.

Also wurde der Walter Bruch vom Telefunken Marketing systhematisch als der geniale Entwickler rethorisch und medienwirksam aufgebaut und protegiert, was das Zeug hielt. Ein Dr. h.c. Titel mußte her und ein Professor h.c. auch. Und alle Schreiberlinge pinselten gnadenlos ab, was das Telefunken Marketing gnädig und massenhaft ausstreute. Und da waren die vom Telefunken Marketing unbestritten besonders fleißig und durchaus auch besonders gut.

Doch geholfen hatte es nichts, Grundig war immer einen Tick schneller und besser und verkaufte das zehnfache an PAL-Farbfernsehern als die weltbekannte Firma Telefunken.

Dann kam das Debakel mit der TED Bildplatte, die technologisch veraltet dennoch unbedingt in den Markt gedrückt werden sollte, ohne Rücksicht auf Verluste - gemeint sind hier die finanziellen Verluste bei Telefunken. Denn auch das klappte nicht. 1974 war die mechanische Abtastung auf dem Rückzug. Philips hatte die berührungslose Laserdisc nämlich schon Mitte 1972 vorgestellt. Aber Telefunken machte dennoch beratungsresistent weiter und verlor natürlich den Kampf. Er war nicht mehr zu gewinnen.
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Als Grundig mit Karajan und Philips dann 1979 die CD vorstellte, stand Telefunken bereits im Abseits und bewarb immer noch die alten Plattenspieler und alten Kassettengeräte. Sie waren einfach hinten dran.

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Eine Pressinfo im Januar 1985 :
Kurze Leine

Was lange Zeit als Modellfall zur Sanierung maroder Unterhaltungs-Elektronik-Hersteller gegolten hatte, sieht nun doch ganz anders aus. Die Hannoveraner Telefunken-Werke, im April 1983 von der siechen AEG zum französischen Staats-Konzern Thomson S. A. gewechselt, meldeten unter der Leitung des Telefunken-Geschäftsführers Josef Stoffels zuletzt sogar wieder schwarze Zahlen.

Ende Oktober 1984 demonstrierte dann die Pariser Zentrale ihre hemdsärmelige Führungspolitik. Den auf Unabhängigkeit pochenden Stoffels und seine beiden engsten Mitarbeiter servierten sie kurzerhand ab, der Franzose Bernard Gilliot übernahm den verwaisten Stoffels-Stuhl.

Telefunken-Händler, aber auch Firmenangehörige, die besonders die Schließung der profitablen Fernseh-Werke befürchteten, protestierten erbittert, und ExChef Stoffels hat nach diesem Affront die Nase voll von der Pariser Bevormundung. Er würde wohl auch zu den bisherigen Konditionen nicht zurückkehren.

Der neue Mann, der sich ursprünglich nur im HiFi-Bereich profilieren sollte, wird vermutlich eine Ehrenfrist absitzen, bis ein Deutscher nachrücken kann. Dem wird allerdings, wie bei anderen Thomson-Töchtern (Saba, Nordmende, Dual), ein französischer Kontrolleur mit erheblichen Kompetenzen zur Seite stehen. Bei den Leine-Werkern aus Niedersachsen geht der Satz um: „Die Hauptstadt von Europa ist Paris."

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