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Eine kluge Entscheidung - der Name "Zauberspiegel"

Max Grundig 1965
der UR- Heinzelman 1946

Aug 2011 - von Gert Redlich - Max Grundig war 15, als der Vater starb und so musste er von früh an für die Familie sorgen, damit es etwas zu Essen gab. Ende der 30er Jahre war er ein junger Mann voller Tatendrang, als der Krieg ausbrach. Das hatte ihn geprägt für die Wünsche und Sehnsüchte der Mitbürger der gesamten Kriegszeit. Mit viel Glück rettete er seine Gesundheit, sein Leben und etwas Vermögen über das katastrophale Kriegs-Ende des April 1945 hinweg und fing wieder von ganz unten neu an.

Mit soviel Erfahrung und dem richtigen Händchen und dem gewissen Quäntchen Geschäftssinn baute er seine kleine Firma aus den Trümmern wieder auf. Fast alle hatten damals die gleichen Chancen, einige Wenige hatten aber gigantischen Grundbesitz gerettet und damit auch viel Geld, er nicht. Er hatte es im Bauch, das hatten die anderen wiederum nicht.

Und so nannte er sein erstes Erfolgsprodukt "Heinzelmann". Das suggerierte die geheimnsivollen Fähigkeiten der "Heinzelmännchen", nämlich den Militärbehörden ein Schnippchen zu schlagen und dennoch die (noch) verbotenen Radios zu verkaufen.

Und er hatte einen gigantischen Erfolg in dieser anfänglich trostlosen Zeit. Die Idee und der Name waren aus meiner Sicht einer der Schlüssel zu diesem Erfolg.
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Und dann kam ab 1952 die Zeit des Fernsehens

Was war denn der Fernseher von 1951 ? Er war eigentlich eine spiegelnde ziemlich runde nach vorne ausgebeulte graue Glasscheibe, in der man sich wunderschön verzerrt spiegeln konnte. Selbst die ausgemergelten letzten Kriegsheimkehrer sahen auf einmal wohlgenährt aus und alle lachten.

Ja, es war ein richtiger Zauberspiegel, wenn man ihn den endlich "anmachte". Auf einmal sah man mehr als sich selbst. Das war für die Menschen von damals phänomenal und beeindruckend, jedenfalls die ersten Minuten. Da guckte einen ein Nachrichten- sprecher an und sprach lippensynchron irgendwelche Texte runter und zeigte Bilder. Wo kam der her? Wieso sprach der deutsch? Überhaupt, wie kam dieser Zauber in den Apparat?

Da kam vermutlich der Name "Zauberspiegel" her. Grundig hatte diese Idee und er war der Chef. Er konnte das alleine bestimmen und der Erfolg gab ihm immer wieder recht, über 30 lange Jahre lang.
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Voll krass, diametral daneben - "Zauberspiegel" und "Voodoo"

Im Juli 2011 haben wir den mit Abstand besten Videorecorder dieser Welt geschenkt bekommen, den DCR 6024 Gigabit- Recorder der BTS-Philips-Thomson GrassValley. Doch dieses technologische Wunderwerk von 1999/2000, das mit dem ersten Grundig schwarz-Weiss Fernseher überhaupt nicht zu vergleichen ist, hieß bei den "Philips Broadcast Leuten" - "Voodoo".

Auch heute noch ist es für den Autor gr völlig unverständlich, wie ein Marketingmann bei Philips ein Produkt dieser Qualitätsstufe (oder überhaupt ein Produkt aus dem professionenllen BTS Portfolio) mit einem Gaukler, Schwindler oder Scharlatan Namen benennen konnte.

Ich habe mich intensiv schlau gemacht, es ist ein "Überrecorder", der 64 Minuten phantastische digitale 1080 p25 HD Qualität unkomprimiert auf Magnetband speichern konnte und der nach 15 oder 30 oder noch mehr Kopien immer noch keine auch nur nennenswerten Verluste gegenüber dem Original aufzeigte.

Und dann nennt das irgend eine Pfeife aus dem  Marketing "Voodoo", schlichtweg eine Katastrophe. Der Mißerfolg war hammerhart vorprogrammiert, denn welcher Sender stellt sich ein solch imageschädliches Teil in seine Studios, und sei es noch so perfekt. (Es sei denn, sie mußten das.) Nach internen Informationen wurden leider nur etwas über 60 Stück davon verkauft - wie schade.

Dabei gab es so viele wunderbar erfolgreiche Beispiele für geglückte Produktbezeichnungen von den Großen und Kleinen der Branche. Man hätte da nur mal schaun müssen.
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